Nachhaltigkeit im Garten

Nachhaltigkeit im Garten

Wir möchten dir in diesem Beitrag zunächst etwas über die Artenvielfalt in unserer Natur erzählen, damit du weißt, welche Tiere du schützt, wenn du dafür sorgst, dass dein Garten nachhaltig wird. Ebenso geben wir dir einige Tipps an die Hand, wie du deinen Garten nachhaltig bepflanzt und auf was du genau dafür achten kannst. 

Artenvielfalt

Das Problem des “Bienensterbens” hat das Bewusstsein der breiten Bevölkerung erreicht. Das ist nur ein Bruchteil des großen Massensterbens. Doch selbst innerhalb des Bienensterbens wird das Ausmaß oft unterschätzt. Meistens wird dabei nämlich an die Honigbiene gedacht. Deren Bestand steht zwar auch unter Druck, ist aber nicht vom Aussterben bedroht.

Die hunderten Wildbienen, die ohne ein Bienenvolk leben und ganz unterschiedliche Pflanzen bestäuben, sind in Bedrängnis. Mehr als 50% ihrer Arten stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten.

Doch selbst Honig-und Wildbienen zusammen sind nur ein kleiner Teil des wirklich großen Problems. Von anderen bestäubenden Insekten, Raubinsekten über andere Bodenbewohner, wie Regenwürmer oder Maulwürfe bis zu Luftbewohnern, wie Rebhühner, gibt es immer weniger Arten. Selbst Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze werden weniger

 

 „Wir verlieren Dutzende von Arten jeden Tag und bringen die Ökosysteme an ihre Grenzen“
Achim Steiner, Chef des UN-Entwicklungsprogramms

 

Es sind vor allem die Veränderungen in der Landwirtschaft, die den Arten zusetzen: Monokulturen mit wenigen Fruchtfolgen, größere Äcker, fehlende Hecken, Säume und Brachflächen sowie die Intensivierung der Landwirtschaft durch Pestizide und Dünger. Die Folgen sind kaum abzusehen. Ohne Bestäubung bilden unsere Nutzpflanzen keine Früchte aus.

Das ist leicht einzusehen. Doch die vielen Arten mit ihren ganzen individuellen Eigenarten spannen ein hochkomplexes Netz aus gegenseitiger Abhängigkeit. Diese vielfältigen Verknüpfungen machen das System allerdings auch stabiler gegen Störungen.

Biene

 

Hier einmal ein fiktives Beispiel um die Vernetzung und deren Folgen aufzuzeigen

Gesunde Böden beherbergen Regenwürmer. Diese lockern den Boden und sorgen dafür, dass starker Regen besser versickern kann, Wasser besser gespeichert und Erosion vermindert wird. Diese dienen wiederum z. B. Mäusen als Nahrung. Mit diesen sind dann auch Raubvögel versorgt. Raubvögel bauen ihre Nester allerdings nicht im Maisfeld, sondern beispielsweise auf einem Baum. 

Soweit so gut. Doch was, wenn dieses Gleichgewicht gestört wird?

Wird nämlich der Wald gerodet, verlieren die Vögel ihr Zuhause. Durch den Wegfall der Räuber steigt die Population der Mäuse. Diese erzeugen nun beträchtliche Fraßschäden an den Wurzeln der Feldfrucht. Außerdem dezimieren sie vielleicht die Regenwürmer. Beim nächsten Starkregen gibt es weniger lockere Erde durch den Mangel an Regenwürmern.

Dafür mehr Mäusebauten und angeschlagene Wurzeln. Die sorgen dafür, dass viele Pflanzen umfallen oder sogar weggespült werden. Durch die Feuchtigkeit verbreitet sich später noch ein Pilz, dem die geschwächte Monokultur nichts entgegenzusetzen hat. In Verzweiflung ausgebrachtes Pflanzenschutzmittel gegen Pilze tötet ungewollt wiederum andere Knotenpunkte des Ökosystems.

Da das Austreiben des Mittels nicht warten kann fährt der Traktor außerdem auf nassem Boden, wodurch dieser noch stärker verdichtet wird. Damit sind der nächsten Krise schon Tür und Tor geöffnet. Hätte ein anderes Raubtier die Aufgabe der Raubvögel übernehmen können, wären die Folgen des “Schocks” der Waldrodung vielleicht abgemildert oder verhindert werden können

Je mehr Verbindungen ein Netz hat, desto stabiler ist es und umso eher kann es den Verlust einzelner Knotenpunkte tolerieren. Dies nennt man auch “Resilienz” des Ökosystems. Doch irgendwann ist es zu spät und das Netz reißt. Ausgestorbene Spezies wieder zurückzubringen funktioniert nur in Jurassic Park - und dort auch nur mit zweifelhaftem Erfolg.

Artenvielfalt zu erhalten ist also in unserem ganz eigenen Interesse, da ein Zusammenbruch unseres globalen Ökosystems sich nicht gut auf unser eigenes Leben auswirken wird. Denn letztendlich sind wir auch teil dieses Systems. 

Doch mit jedem Tag sterben mehr Spezies unwiederbringlich weg. Wenn die durch den Klimawandel entstehenden “extremen Wetterphänomene” zunehmen und immer mehr Ökosystem-Netze reißen, wird sich neben der Realisierung der dramatischen Folgen des Klimawandels auch bemerkbar machen, dass die Spezies die nun besonders benötigt werden, gar nicht mehr existieren.

 

Nachhaltige Optionen im Garten

Natürlich müssen die großen Probleme auch politisch angegangen werden. Doch jede:r einzelne von uns hat Möglichkeiten sich einzubringen. Die Wahl von Parteien mit entsprechenden Programmen ist hier natürlich zu nennen. Doch auch Aufklärungsarbeit oder ein Ehrenamt bei Umweltschutzorganisationen kann durch seinen Multiplikatoreffekt einen großen Nutzen entfalten. Im Folgenden wollen wir dir aufzeigen wie du jeden Tag etwas für ein gesundes Ökosystem machen kannst. 

 

Einkaufen 

Pestizide und Bio

Dass Insektizide nicht besonders gesund für Insekten sind, ist nicht schwer vorzustellen. Während einige besonders bedenkliche Stoffe für Endverbraucher gar nicht mehr im Baumarkt zu bekommen sind, ist die Auswahl für die Landwirte deutlich größer. Besonders die Klasse der Neonicotinoiden (kurz auch Neonics) setzt Insekten aber auch Vögeln zu.

Die Gifte beeinträchtigen die Funktion von Botenstoffen im Nervensystem, sodass z. B. Bienen desorientiert nicht mehr nach Hause finden und erschöpft irgendwo verenden. Durch den Kauf von ökologisch angebauten Lebensmitteln wird der Einsatz solcher Mittel weniger unterstützt. 

Ein sehr großer Teil konventionell angebauter Lebensmittel wird nicht direkt verkauft, sondern weiterverarbeitet. Zucker und Mehl in Fertigprodukten wird meist so billig wie möglich, also aus konventionellem Anbau, beschafft. Also immer schön auf Bio-Siegel achten oder bei entsprechend operierenden Marken kaufen. 

 Achtung: Öko ist nicht gleich Öko. Der höhere Preis von einigen Marken ist nicht nur auf nachhaltige Praktiken zurückzuführen, sondern auf teilweise fragwürdige und weniger wissenschaftlich fundierte. Es ist nicht ganz leicht in dem Bio-Siegel Jungle hindurch zu blicken. Am besten achtest du also immer auf das Europäische Bio-Siegel.

Dies ist der “Mindestandard” unter den Bio-Siegeln. Welche weiteren Siegel euch dann noch gefallen, kostet ein wenig Recherchearbeit auf den Seiten der Marken/Verbände - aber du weißt ja nun, wofür du es tust. :)

Torferde 

Als Bodenveredler gibt es Torferde zu kaufen. Torf stammt aus Mooren. Die hohe Feuchtigkeit dort ist für die meisten Pflanzen zersetzenden Mikroorganismen eine unwirtliche Umgebung. So kann organisches Material nicht abgebaut werden und kann als Torf die Nährstoffe in den eigenen Garten übertragen. Torf speichert sehr gut Wasser und kann die Erde auflockern.

Das Problem ist, dass eben nicht nur die Mineralien wie Phosphor und Stickstoff, sondern eben auch viel organischer Kohlenstoff gebunden ist. Wenn dieser aus dem feuchten Winterschlaf geweckt wird, zersetzt er sich zu Kohlendioxid. Nur 3 % des weltweiten Bodens ist Moor - und unsere Moore enthalten sage und schreibe 33 % des in unseren Böden gespeicherten CO2s

Die Trockenlegung von Mooren zur anderweitigen Nutzung zerstört also nicht nur wichtige Biotope und deren Beitrag zum Erhalt der Biodiversität. In Brandenburg z.B. übersteigt die Freisetzung von CO2 sogar die Emissionen des gesamten Verkehrssektors. Also Augen auf beim Blumenerdekauf. Eine Wildblumenwiese auf Torferde auszusäen ist wie jemanden zu blenden und dann eine Brille zu schenken. Tipps zu Siegeln und torffreier Erde gibt es auf der Seite von Ökolandbau.

 

 

 

Samenfestes Saatgut

Auch beim Saatgut macht die Produktauswahl einen großen Unterschied. Die sogenannten F1- Saaten haben ausgezeichnete Eigenschaften. Sie wachsen schnell, ergeben große Früchte. Das liegt jedoch daran, dass über Generationen Pflanzen auf diese Merkmale selektiert gezüchtet wurden. Allerdings getrennt voneinander. Wenn man nun endlich die gewünschten Genkombinationen erzüchtet hat, werden die Pflanzen gekreuzt.

Die daraus entstehenden Samen der ersten Kindergeneration (Filialgeneration 1 = F1) haben nun genau designte Eigenschaften. Doch wenn sie wiederum selbst Samen bilden wollen, fällt das sorgsam auf Leistung ausgelegte Gen-Kartenhaus zusammen. Wenn die Pflanzen überhaupt Samen ausbilden, sind deren Abkömmlinge nur ein Schatten ihrer Eltern. 

So sind die Gärtner:innen oder Landwirt:innen abhängig davon, jede Saison neues Saatgut vom Züchter zu kaufen. Der Erwerb solcher F1 Saaten stärkt das Oligopol der wenigen saatguterzeugenden Großkonzerne. 

Für die Unabhängigkeit der Flora von regelmäßig nachgelieferten Saaten der einzelnen Großkonzernen und die genetische Vielfalt solltest du also im Sinne der Nachhaltigkeit auf samenfestes Saatgut, am besten von vertretbaren Herstellern (z.B. Bingenheimer Saatgut oder Dreschflegel Saatgut) achten. 

 

Lebensraum und Nahrung schaffen

Wildblumenwiese

Mit einer Wildblumenwiese ist mit wenig Aufwand schon ein großer Dienst für allerlei fliegendes und nicht fliegendes Getier getan. Solche Wiesen haben verschiedene Vorteile. Zum Beispiel wachsen hier Pflanzen mit verschiedenen Blüteperioden. Daher den Insekten wird über einen längeren Zeitraum Nahrung geboten und nicht nur auf einen Schlag.

Auch auf dem Boden kann sich im Schutz des Bewuchses emsiges Gekrabbel entwickeln. Viele Zierblumen sehen zwar schön aus, wurden aber von anderswo importiert. Unsere hiesigen Bestäuber können also häufig gar nichts damit anfangen. Außerdem helfen solche Pflanzen natürlich wenig um die Gene der regionalen Pflanzen zu erhalten. An sowas ist bei vernünftigem Saatgut natürlich gedacht. Im Nachfolgenden zeigt der NABU in einem kurzen Video wie so eine Wildblumenwiese am besten angelegt werden kann. 

Doch neben Blumen freut sich die Fauna auch über andere Gewächse. So geht z.B. auch die Zahl der Obstbäume drastisch zurück. Pflaumen, Kirschen, Äpfel, Birnen usw sind nur noch selten anzutreffen. Dabei bieten sie neben Obst für uns auch Nahrung für zahlreiche Insekten und natürlich Vögel. Und das nicht zu knapp. Wer also noch keinen Baum gepflanzt hat, könnte mit einem Obstbaum sogar etwas bewirken.

 

Marienkäfer

 
Noch mehr Lebensraum

In einen Baum kann man auch ganz wunderbar Nistkästen für Vögel einhängen. Für viele Tierarten wird der Lebensraum knapp. Hornissen beziehen deswegen notgedrungen häufig auch Nistkästen für Vögel. Also freuen sich auch Hornissen über einen schönen Unterschlupf. Durch ihre Größe können sie auch deutlich mehr Stechmücken vertilgen als kleinere Verwandte. Sie sind auch nicht aggressiv, sondern haben nur ein schlechtes Image. 

Auch Fledermäusen und anderen Tieren geht der Platz aus. Also bei der Wahl des Vogelhäuschens ruhig einmal nach links und rechts schauen. Der Vogelwelt kann natürlich auch durch Futterstellen unter die Flügel gegriffen werden. 

Wir können über unsere Kaufentscheidungen umweltverträgliche Formen der Landwirtschaft fördern, schädliche Praktiken nicht unterstützen, im kleinen Rahmen eigene Biotope, Nahrungsangebote oder Rückzugsorte bieten und uns als Botschafter oder Ehrenamtler für das Thema einbringen. Wir können die Welt zwar nicht alleine und an einem Tag retten, aber jeden Tag ein kleines Stücken Erde erhalten. 

 

 

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